Anlässlich einer Veranstaltung des Präventionsrates der Samtgemeinde
Schwarmstedt e.V., initiiert und organisiert von den Arbeitsgruppen „Gewalt“ und
„sexueller Missbrauch“ referierte die Rechtsmedizinerin der Medizinischen
Hochschule Hannover, Frau Dr. med. Anette S. Debertin zu dem Thema:
„Verletzungen bei Kindern – Unfall, Krankheit oder Missbrauch?“
Detaillierte Aufklärung gab sie zu den Schwerpunkten häusliche Gewalt, sexueller
Missbrauch und Schütteltrauma bei Säuglingen. Die Veranstaltung richtete sich vor
allem an Fachkräfte aus Kindertagesstätten u. Schulen, an Tagesmütter,
Kinderfrauen, Jugendleiter aus Vereinen und Verbänden sowie an Kinderärzte.
Anhand beeindruckender Fallbeispiele machte die Rechtsmedizinerin deutlich,
woran zu erkennen ist, welche Art der Verletzungsmuster auf Unfälle oder
Misshandlungen hinweisen. Auf Fotos zeigte sie Bereiche des kindlichen Körpers, in
denen alltägliche Verletzungen, blaue Flecke oder Hämatome zu erkennen waren
und erläuterte, wie diese von Merkmale der äußeren Gewalteinwirkung zu
unterscheiden sind. Als besonderes Beispiel zeigte sie die Doppelkonturierung von
Schlägen mit dem Stock oder mit dem Handabdrücken, zum Teil sogar mit Ringoder
Schuhsohlenabdrücken und von Würgemalen auf.
Misshandler seien häufig Wiederholungstäter und verletzten deshalb bewusst
Körperteile, die von Kleidungsstücken bedeckt werden und so unerkannt bleiben.
„Verletzungen am Unterarm, bei denen die Innenseiten auf Abwehrhaltung von
Schlägen hinweisen, sind meistens ein klares Indiz für Fremdeinwirkung“, hob die
Referentin aufgrund ihrer medizinischen Erfahrung hervor.
Ein frühzeitiges Erkennen könne unter Umständen lebensrettend sein, auch ein
schnelles Handeln sei dringend geboten, da kindliche Verletzungen innerhalb
kürzester Zeit abschwellen und verheilen.
Doch trotz aller gebotener Eile sei es ratsam, besonnen zu reagieren und sich
kompetenter Hilfe zu bedienen.
Schockierend sind auch Ergebnisse einer Studie der MHH: „Das Schütteln von
Babys ist lebensgefährlich!“ ist das erschreckende Resultat, denn dadurch können
Säuglinge geistige und körperliche Behinderungen davontragen oder so gar
sterben. So ist die traurige Erkenntnis der Wissenschaft ebenso wie die der
zahlreichen Teilnehmer am Ende dieser Veranstaltung, dass auf dem Gebiet der
Kindesmisshandlung die Dunkelziffer immer noch viel zu hoch ist.
Wie sehr dieses Thema, das auch in der Öffentlichkeit einen breiten
Diskussionsraum einnimmt, die Anwesenden interessierte, zeigte die rege
Diskussion nach diesem aufschlussreichen Fachreferat. Der Präventionsrat wird
diese Informationsveranstaltung wiederholen und so einen wichtigen Beitrag zur
Aufklärung in diesem Problembereich bieten.

Bild : Fr. Dr. Debertin mit Blumen im Kreise der Organisatoren